Es gibt Weinabende. Und es gibt Weinabende mit Arne Anker. Wer den Küchenchef des Restaurant Brikz kennt, weiß: Wenn er sich „ein Menü für gereifte Grand Crus“
wünscht, wird das kein gemütlicherPlausch mit einem Glas Riesling. Das wird ein Aromenfeuerwerk, ein sensorischer Showdown zwischen den Jahrgängen– jung gegen alt, 2020er gegen 1983er, Teenager gegen erfahrene Gentlemen.
REIF FÜR´S BRIKZ


Grolmannstr.53/54 | 10623 Berlin
An Arnes Seite: Salomé Lenne-Stohrer, Elsass-Expertin bei Le Grand Chais de France. Sie bringt flüssige Legenden mit, die schon in Flaschen lagen, als in Berlin noch Telefone Wählscheiben hatten und die im Osten abgehört wurden. Gemeinsam haben die beiden beschlossen, der Wahrheit über die großen Elsässer Lagen auf den Grund zu gehen – und zwar mit vollem Glas. Die Idee: Zu jedem Gang gibt’s zwei Weine. Einer frisch, einer gereift. Einer spritzig, einer mit Geschichten. Die Weine kommen aus den besten Grand-Cru- Lagen des Elsass – von Maison Klipfel, Domaine André Lorentz, Arthur Metz und der Domaine Viticole de la Ville de Colmar. Alles Namen, die bei Sommeliers leicht nervöses Zucken in der rechten Augenbraue auslösen. Und weil Arne kein Mann für halbe Sachen ist, hat er die passenden Gerichte gleich mitgeliefert. So gibt es eine Kombination aus Auster, Myonga und Crème Double – das klingt wie ein Date zwischen Tokio und Straßburg. Der Aal „Grün“ mit Senffrüchten und Petersilie entführt uns hingegen in den Spreewald. Dann kommt Brot, und das ist so gut, dass man kurz vergisst, dass noch Entrecôte & Guanciale mit Karotte und Kirsche folgt. Und am Ende? Oma Ernas Saure Sahne Mousse mit Rumtopf – weil Arne eben nicht nur Sterneküche kann, sondern auch Kindheitserinnerungen, wobei wir hoffen, dass Arne damals am Rumtopf nur schnuppern durfte. Der Spitzenkoch hat einiges gesehen: gelernt im Landgasthof, gekocht bei Sergio Herman und Nick Bril, Stern erkocht im Pauly Saal, dann eigenes Ding aufgemacht – das Brikz in der Grolmannstraße. Dort serviert er das, was er will: saisonal, klug, frech und präzise. Salomé Lenne-Stohrer sorgt derweil dafür, dass niemand vergisst, woher die Weine kommen. Das Elsass ist für sie keine Region, sondern ein Lebensgefühl zwischen Weinberg und Witz. Sie kennt die Grand Crus wie andere Leute ihre Familienmitglieder – inklusive der schrulligen Onkel aus den 70ern, die heute erstaunlich charmant schmecken. So wird der Abend im Brikz ein bisschen wie ein Klassentreffen mit alten Flaschen: Manche erzählen endlos Geschichten, andere sind noch etwas verschlossen, und ein paar überraschen mit jugendlicher Frische. Nur, dass hier voraussichtlich keiner peinlich tanzt – höchstens der Wein im Glas.
Und wenn Arne am Ende mit einem zufriedenen Grinsen durch den Raum schaut, weiß man: Das Elsass hat gerade Charlottenburg besucht. Und es hat sich blendend benommen.


