Wer im Macionga zu Abend isst, merkt schnell: Hier wird nicht gekocht, um jemandem etwas zu beweisen. Hier wird gekocht, weil es jemand einfach kann. Christopher Wecker schickt Gerichte aus der Küche, die so präzise auf den Punkt kommen, dass man sich fragt, ob der Mann im früheren Leben Schweizer Uhrmacher war. Das passt insofern gut, denn der Gast des Abends ist einer, der aus der Schweiz kommt – zumindest ursprünglich: Urban Kaufmann, der Mann, der im Rheingau ein Weingut übernommen hat und es seither führt, als hätte er nie etwas anderes getan.
DER WECKER RUFT


Xantener Straße 9 | 10707 Berlin
Das VDP.Weingut Kaufmann in Hattenheim ist biodynamisch, kompromisslos sauber geführt und bekannt für Rieslinge, die so klar sind, dass man sie auch als Fensterscheiben verkaufen könnte. Seine Spätburgunder wiederum haben diese ruhige Eleganz, die nur entsteht, wenn jemand weder Trends hinterherläuft noch versucht, Wein „anders“ zu machen. Kaufmann macht Wein so, wie er sein soll. Basta. Für das Macionga-Dinner bringt er nicht nur seine eigenen Flaschen mit. Er vertritt an diesem Abend auch die Seahorse Winery aus Israel – einen Betrieb, der sich auf charakterstarke mediterrane Rotweine spezialisiert hat. Zusammen mit Kaufmann hängen die nicht einfach lose miteinander rum, sondern gehören zum Projekt Twin Wineries. Das Konzept ist simpel: Zwei Weingüter aus zwei Ländern, die sich gegenseitig unterstützen, voneinander lernen und gemeinsame Qualitätssprünge erzeugen. Keine internationale Großkonzern-Romantik, sondern echte Kooperation. Winzer zu Winzer. Wein zu Wein. Dass diese Kombi im Macionga aufgeht, überrascht niemanden, der den Laden kennt. Patron und Sommelier André Macionga hat irgendwann beschlossen, dass Wein nicht die Nebenrolle spielt, sondern mindestens Co-Hauptdarsteller ist. Das merkt man schon an der Weinkarte, die eher wie das telefonbuchdicke Gesamtwerk eines besessenen Weinsammlers wirkt.
Dazu eine Küche, die sich nicht hinter Aromen versteckt, sondern sie streckenweise geradezu aus dem Essen herausprügelt. Puristisch, direkt, aber mit Raffinesse, die man erst merkt, wenn man versucht, das Ganze zuhause nachzukochen. Spoiler: Es gelingt nicht. Wecker serviert an diesem Abend Gerichte, die perfekt mit Kaufmanns Rieslingen funktionieren – diese Mischung aus Säure, Zug und einer fast schon unverschämten Klarheit. Sobald die israelischen Roten ins Spiel kommen, wird es wärmer im Glas. Die Weine der Seahorse Winery bringen Kräuter, Sonne und eine Würze, die sofort das Kopfkino anschmeißt: Grillabende im Kibbutz, Steine, die noch warm vom Tag sind, und irgendjemand, der im Hintergrund behauptet, er könne besser Hummus machen als alle anderen. Das Zusammenspiel im Glas spiegelt sich auf dem Teller: ein Abend, der zeigt, wie gut Berlin mit dem Rheingau und Israel zusammenspielen kann, wenn man einfach zulässt, dass Wein und Küche das tun, was sie am besten können.



