Wer braucht schon den Eiffelturm, wenn er Markus Herbicht hat? Statt Seine gibt’s den Mehringdamm, statt Boulevards die Sarottihöfe – und trotzdem (oder gerade deswegen) zieht an diesem Mittag der Duft von Paris durch Kreuzberg.
DÉJEUNER DE PARIS – MITTAGS WIE GOTT IN BERLIN


Mehringdamm 55 | 10961 Berlin
Zum Déjeuner de Paris lädt unser Lieblings-Herbicht ins Schmelzwerk, wo früher Schokolade schmolz und heute die Herzen der Gäste dahinschmelzen. Hier sitzen hundert davon an langen, festlich gedeckten Tafeln – als hätte Haussmann (Baron Georges- Eugène Haussmann, er plante im 19. Jahrhundert Paris komplett um) persönlich die Plätze geplant. Besteck klirrt, Gläser funkeln, und schon beim Empfang zischt der erste Crémant. Denn wir wissen ja: kein echter Pariser Lunch ohne Mousseux – und bitte nicht zu sparsam damit. Herbicht, der schon für Madonna, Michael Jackson, die thailändische Königsfamilie und den ehemaligen amerikanischen Präsidenten Joe Biden am Herd stand, serviert an diesem Mittag ein Menü, das zwischen Champs-Élysées und Checkpoint Charlie pendelt.
Er kann feine französische Küche – aber mit Berliner Kante. Wo andere „Pâté“ sagen, legt er gleich Charme, Butter und das Supplement obendrauf. Das Menü liest sich wie ein Liebesbrief an die Grande Nation: Crevette Rosé, so zart, dass man fast Salut sagen möchte. Escargots, die zeigen, dass Schnecken durchaus Tempo machen können, wenn sie in Knoblauchbutter baden. Austern, selbstverständlich frisch – schließlich will man ja savoir-vivre, nicht savoir-survive. Und zum Finale: Crème Brûlée, die so perfekt karamellisiert ist, dass selbst der Löffel leise applaudiert. Seien Sie gespannt, denn Markus hat bestimmt noch ein paar weitere Surprises auf Lager. Dazwischen wird geteilt, gelacht, nachgeschenkt – und über das Leben philosophiert, wie es sich für ein echtes Pariser Mittagessen gehört. Nur dass der Blick statt auf die Seine eben auf Kreuzberger Backstein fällt. Der Wein? Natürlich französische, versteht sich – Weißwein und Crémant fließen in Strömen, als hätte Bacchus persönlich den Sommelier- Posten übernommen. Markus Herbicht ist kein Mann für halbe Sachen. Wenn er „Déjeuner“ sagt, meint er kein Business-Lunch mit E-Mail-Pause, sondern ein Fest, das mittags beginnt und gerne bis zum Nachmittag dauert. Seine Küche? An diesem Tag französisch inspiriert, aber made in Berlin – mit genau dem Selbstbewusstsein, das man braucht, wenn man sonst für Superpromis kocht.
Das Schmelzwerk, früher ein Ort für feine Schokolade und raue Industrieästhetik, verwandelt sich für diesen Tag in ein Pariser Salonrestaurant. Das Licht fällt golden durch die hohen Fenster, auf den Tischen glitzern Gläser, und irgendwo klimpert vielleicht ein Akkordeon – oder ist das nur das Klingen der Flaschenhälse beim nächsten „Santé“? Wer also an diesem Mittag dabei ist, darf sich fühlen wie in einer Brasserie zwischen Saint-Germain und Place Vendôme – nur dass der nächste Espresso von Kreuzberger Baristas stammt. Déjeuner de Paris – ein Mittag, der zeigt, dass man für französische Lebensfreude nicht reisen muss.

