In der Sprache der Straße ist MV ein Synonym für Gangstertum. Das „Märkische Viertel“ ist gemeint, viele Gangsterrapper und Gernegangsterrapper kommen von dort. In der Welt der Gourmandise stehen die Initialen MW hingegen für puren Genuss. Und hier sind die zwei Gründe: Marco Wahl und Martin Walther, die Protagonisten dieses legendären Abends. Ein kulinarisches Pas de deux mit Sternenglanz. Beide haben 2025 ihren ersten Michelin-Stern erkocht. Beide sind jung, ehrgeizig und eigenständig genug, um zu sagen: „Mach’s anders, sonst wird’s langweilig.“
MWMW



Spandauer Straße 14 | 14612 Falkensee
Marco Wahl, 1984 in Zweibrücken geboren, ist ein Koch mit klarer Handschrift und einem ausgeprägten Sinn für Genuss. Kein Mann für Schäumchen und Effekthascherei, sondern einer, der lieber mit Geschmack punktet als mit Show. Nach Jahren im „Duke“ des Berliner Ellington Hotels hat er 2021 im Sawito seine Bühne gefunden. Hier regiert kein Dogma, sondern das, was er „ehrliche Küche mit Haltung“ nennt. Der Guide Michelin hat mit der Verleihung dieses Sterns erneut unter Beweis gestellt, der relevanteste und sachkundigste Guide zu sein. An seiner Seite steht an diesem besonderen Abend sein Bruder Alexander Wahl, ebenfalls ein Kind der Pfalz. Normalerweise schwingt er im Romantikhotel Landschloss Fasanerie in Zweibrücken das Zepter über die Weingläser. Heute aber steht er nicht im heimischen Schloss, sondern mitten in Brandenburg, wo er als Sommelier das kulinarische Zwiegespräch zwischen Sachsen und Pfalz orchestriert. Zwei Brüder, zwei Weingüter, zwei Regionen – und ein Menü, das klingt, als hätte es sich nach ein paar Gläsern spontan selbst erfunden. Denn die Idee dieses Abends ist so charmant wie mutig: Die sächsischen Gerichte von Martin Walther werden mit pfälzischen Weinen kombiniert – und umgekehrt. Pfälzer Küche, sächsischer Wein. Sächsische Küche, pfälzischer Wein. Das ist kein Zufall, sondern eine bewusste Grenzüberschreitung. Ein kulinarischer Rollentausch, der zeigt, dass Wein und Region nicht immer Hand in Hand gehen müssen, um miteinander zu tanzen. Martin Walther, Küchenchef im Restaurant Heiderand in Dresden-Bühlau, führt das Familienrestaurant in vierter Generation. Ein Haus mit Geschichte – aber auch mit Zukunft. Unter seiner Leitung kam 2025 der erste Stern, und plötzlich war das Heiderand nicht mehr nur Dresdner Institution, sondern ein Leuchtturm für zeitgemäße, regionale Küche. Walther lernte sein Handwerk im legendären Caroussel bei Benjamin Biedlingmaier und schaute sich in Häusern wie dem Sonnora an der Mosel und dem Wiener ænd an, wie man Geschmack in Perfektion übersetzt. Seine Küche ist klassisch fundiert, aber von einer spielerischen Leichtigkeit, die selbst einem sächsischen Sauerbraten ein Lächeln ins Gesicht zaubern kann.
Dazu fließt an diesem Abend Wein, der die Brücke schlägt zwischen Tradition und Abenteuer. Das VDP.Weingut Jülg aus Schweigen-Rechtenbach bringt die Pfalz mit französischem Akzent ins Glas – elegante Weine, die nach Sonne schmecken, aber nie laut werden. Das VDP.Weingut Schwarz aus Sachsen kontert mit feingliedrigen Gewächsen, die so präzise sind, dass sie fast flüstern. So entsteht im Sawito ein Abend, an dem die Pfalz die Elbe umarmt, der Dialekt sich in Gelächter auflöst und zwei Sterne zeigen, dass Küche nicht regional denken muss, um authentisch zu sein.




