Wenn auf dem Restaurantschiff PATIO die Kamine knistern und sich feiner Rauch wie ein warmer Schal um die Spree legt, dann ist Winter in Berlin. Kein grauer, kalter, feuchter, sondern einer mit Geschmack, Glanz, ganz viel Wärme und Herzlichkeit. „Smoke on the Water“ – das klingt nach Rockklassiker, riecht aber nach Holzfeuer, Jus und nach einem Abend, an dem selbst der Atem ein wenig aromatischer wird.
SMOKE ON THE WATER



Ecke Kirchstraße / Helgoländer Ufer 13a | 10557 Berlin
Kapitän der Kombüse: Christopher Kümper. Ein Koch, der so viel Welt gesehen hat wie andere in zwei Leben. New York, Singapur, Hamburg – und dann Berlin. Im „Daniel“ von Daniel Boulud lernte er, dass Perfektion immer auch eine Prise Charme braucht. Im „Andre“ in Singapur, dass Aromen tanzen dürfen. Und im „Patio“ schließlich, dass nichts über den Moment geht, wenn draußen der Nebel über dem Wasser hängt und drinnen das Feuer knistert. Seit 2022 steht er hier am Herd, und sein Stil ist so klar wie die Spree an einem Frostmorgen: elegant, präzise, manchmal frech – aber immer mit Herz.
Mit an Bord: Pierre Beckerling. Der Dortmunder mit dem Tattoo „I love Butter“ auf der Hand, was schon viel über seine kulinarische Philosophie sagt. Butter ist für ihn kein Fett, sondern Gefühl. Sie ist das Bindeglied zwischen Ruhrgebiet und Raffinesse, zwischen Heimat und Haute Cuisine. Beckerling hat mit einer Vision angefangen: kochen, als gäbe es keine Schubladen. In seinem Restaurant SchwarzGold, das 2025 seinen Michelin-Stern bekam, zelebriert er moderne Ruhrgebietsküche, nachhaltig, regional, null Verschwendung. Dabei nimmt er immer wieder Bezug auf den Raum, der sich in einem ehemaligen Kokereigebäude befindet. So bezieht sich der Name SchwarzGold auch auf Kohle, das gemeinhin als das schwarze Gold bezeichnet wird. Wenn Beckerling im PATIO auftaucht, darf man sich also auf das Unerwartete freuen: auf Gerichte, die Geschichten erzählen – von Zechen, von Kohle und Kombu von Rauch und Romantik.
Und weil zu solch feinen Aromen auch der passende Tropfen gehört, steht Jürgen Hammer an Deck. Seit über 30 Jahren ist er unterwegs zwischen Rebstock, Restaurant und Reagenzglas, stets mit einem Glas voller Neugier. Als Leiter der Deutschen Wein- und Sommelierschule Berlin bildet er nicht nur die Sommeliersternchen von morgen aus, sondern bringt außnahmsweise auch den Gästen an diesem Abend im Patio bei, dass Wein mehr kann, als nur „passen“. Hammer liest Weine wie andere Romane: aufmerksam, hingebungsvoll, manchmal mit einer kleinen Träne im Augenwinkel, wenn der Abgang besonders schön ist. Die Brücke von Wein zu Rauch fällt dabei leicht. Ob die Weine von Vulkanböden stammen, ob sie im rauchigen Barriquefass reifen durften oder ob er einfach nur Fumé, also Rauch heißt … Jürgen wird eine passende, rauchige Wein- und Getränkebegleitung kreieren.
Gemeinsam sind die drei wie ein eingespieltes Trio auf hoher See – jeder virtuos. Kümper und Beckerling am Herd, und Hammer als Weinkapitän mit feiner Sensorik. Draußen leuchten die Lichter Berlins, drinnen dampft es verführerisch aus den Töpfen. Das Holz knackt, das Besteck klirrt, der Wein fließt – und irgendwann fragt man sich, warum man eigentlich jemals Angst vor dem Winter hatte.


